Reisebericht
Panamericana 2017 / 2018
25.
Bericht
Guatemala
Das größte Land in Mittelamerika ist Guatemala, die Erwartungen an dieses Land sind bei uns am Höchsten. Gibt es hier doch die größten indigenen Gemeinschaften, die ihre Traditionen noch leben. In den anderen Ländern Mittelamerikas wurden die Indigenen ihrer Kultur und Tradition mit Erfolg beraubt. Nun sind wir gespannt auf dieses Land, was im Norden und Westen an das mächtige, fortschrittliche Mexiko grenzt. Im Osten von exDiktaturen in El Salvador und Honduras beeinflusst wird und im Nordosten Grenzstreitigkeiten mit Belize hat. Ein politisches Pulverfass?
Wir fahren ziemlich schnell in den Südwesten des Landes, die Zeit drängt, es ist Ostern!
Wie alle lateinamerikanischen Länder ist auch Guatemala Katholisch. Die Feiern zu Ostern werden nirgendwo anderes so ausgiebig und prunkvoll zelebriert wie in Antigua de Guatemala.
Prozessionen wie wir sie noch nie gesehen haben. Tonnenschwere Schreine werden sogar von Frauen voller Inbrunst getragen.
Kein Schauspiel, kein Touristenspektakel.
Es werden große, wunderschöne Blumenteppiche auf dem historischen Pflaster ausgelegt.
In privater Initiative gestalten Familien diese kleinen Kunstwerke. Nur für den einen Augenblick ...
... wo der große Schrein mit der Jesus-Statue darüber getragen wird.
Die Stadt ist voller Menschen, die Farbe Lila überwiegt.
Der Glauben gibt den Menschen hier nicht nur Halt, wie man sieht auch Freude.
Keiner kümmert sich um uns aufdringliche Fotografen, sie sind voll in ihrem Tun um die Prozession, die nach ganz bestimmten Regeln abläuft.
Obwohl ich auch aus der christlich geprägten Welt komme, fühle ich mich hier fremd ...
... fremd ist nicht der richtige Ausdruck, Störenfried trifft es vielleicht eher ...
... dann sehe ich den kleinen Jungen mit dem Kuschelbären-Rucksack und ich bin wieder in der Realität und fühle mich pudelwohl.
Die Stadt liegt am Fusse des Vulkans Agua, der und Andere in der näheren Umgebung sind daran Schuld, dass Antigua keine Hauptstadt mehr ist. Mehrere Ausbrüche in der Vergangenheit haben die Stadt oft zerstört. Die Folgen sieht man auch heute noch.
Ein Stück im Norden, am See Lago Izabal ist unsere nächste Station. Direkt am See gelegen,beziehen wir unser Quartier in Mitten von Seegelbooten.
Es ist der zweitgrößte See in Guatemala und hat einen natürlichen Zugang zum Meer, zur Karibik.
Dieser Zugang machte den See interessant für Piraten, die vor den Stürmen in der Karibik in den See flüchteten.
"Langsam" fahren wir in die riesigen Mangroven-Wälder am Seeufer.
Das Fort im Hintergrund sollte die Seeanwohner vor den Piraten schützen.
Für die Anwohner ist auch heute noch der See die schnellste und günstigste Verbindung mit der Außenwelt. Auf dem See wird auch Handel betrieben ...
... junge Mädchen verkaufen Handwerkskunst.
Die riesige Brücke steht an einer Engstelle und machte 100te Fährmänner arbeitslos, ist aber ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Norden von Guatemala.
Auch wir fahren über die Brücke in den Norden und machen einen kurzen Stopp auf einer Finca, die unteranderem eine Bäckerei betreibt. Kein deutsches Schwarzbrot ...
... wir wollen das leckere Osterbrot. Es ist Ostern! Das kann man ganz leicht an den ...
Osterhasen erkennen ;-)
Im Nodern von Guatemala erstreckt sich, auf dem Karstboden der Yucatan-Halbinsel, ein riesiger Regenwald. Der nur von den herausragenden Tempelanlagen der Maya unterbrochen wird.
Auf dem Boden zurück müssen wir feststellen unser "versprochener" Guide ist krank. Der würdige "Ersatz" ist engagiert und schafft es, uns für die Maya-Anlage zu begeistern.
Wer kann auch nicht von Tikal, von diesen Bauwerken, begeistert sein.
Einen unglaublichen Blick über das Blätterdach haben wir von dem höchsten Tempel, Tempel Nummer 5.
Das Blätterdach beherbergt viele exotische Tiere, ein Klammer-Affe.
Die Schreie des Maya-Truthahns haben uns überpünktlich ans Aufstehen erinnert ...
... vielleicht heißt ja Tikal seinetwegen Ort an dem die Tierstimmen wohnen ?
Die Anlage selber ist ein Bilderbuch an Maya-Architektur.
Alle Tempel und Paläste stehen an bestimmten stellen, alles auf astronomischen Daten basierend.
In der Stadt Tikal sollen zur Blütezeit 50.000 Menschen gewohnt haben. Man vermutet, dass das einer der 2 Haupttempel gewesen sein könnte.
Zwischen den Haupttempeln findet heute eine Zeremonie statt.
Wie wir später erfahren ist es eine Dorfgemeinschaft mit ihren Familien die alle 2 Jahr eine Dankes-Zeremonie zu Ehren ihrer Vorfahren abhält.
Sie nächtigen wie wir auf dem Campingplatz innerhalb der Anlage, aber nicht wie wir in 5-Sterne-Reisemobilen, sondern unter freiem Himmel.
Wir sitzen die ganze Nacht mit ihnen zusammen und sie weichen keiner unserer Fragen aus. Sie sprechen eine eigene Maya-Sprache, nur 3 sprechen Spanisch und übersetzen.
Wir müssen uns eingestehen, dass sie großartige Ansichten haben, die uns verloren gegangen sind.
Sie schaffen es, den tiefen katholischen Glauben mit heidnischen Bräuchen und Gedankengut zu verbinden. Mutter Erde (Pacha Mama) spielt eine große Rolle, an sie wird immer zuerst gedacht und ihr wird immer etwas geopfert ...
... bevor man an sich denkt.
Einfache Menschen die sich echte Gedanken um unsere Erde machen und nicht an Wachstum denken.
Danke, dass ihr mit uns gesprochen habt.
Hoffentlich schaffen wir es, uns oft an diesen Abend und die Gespräche zu erinnern.
Was maßen wir (die westliche Welt) uns an, diese Menschen als ungebildet hinzustellen?
Ihre Bildung basiert auf der Natur, der Umwelt, alter Tradition, ihre Geborgenheit finden sie in der Familie.
Das wollen sie schützen, dafür beten und bitten sie.
Was wollen wir ihnen in unseren Schulen beibringen? Wachstum? Wohlstand? damit die Eltern ihre Kredite abarbeiten müssen und dann zu Hause vor dem Fernseher ihr Gehirn leerspülen lassen?
In sie setzen die Indigenen ihre ganze Hoffnung ... die Kinder.